- Ojibwa
- Ojibwa[o'dʒɪbwa, englisch əʊ'dʒɪbweɪ], Odjibwa, in den USA Chippewa ['tʃɪpɪwɑː], Eigenbezeichnung Anishinabe [-ʃ-], nordamerikanische Indianer des Algonkin-Sprachstamms im östlichen Waldland und in der Subarktis. 1990 lebten von den Stammesmitgliedern rd. 105 000 in den USA und 75 000 in Kanada, zum Teil in den zahlreichen Reservationen, zum Teil in Städten; daneben geht die Anzahl der von Ojibwa Abstammenden (Indianer ohne Status, Métis, Weiße) in die Hunderttausende. Man unterscheidet fünf Hauptgruppen: 1) Südöstliche Ojibwa, östlich von Sault Sainte Marie in Michigan und Ontario, zum Teil stark mit Ottawa vermischt; 2) Südwestliche Ojibwa, am Oberen See bis zum oberen Mississippi in Wisconsin und Minnesota; 3) Nördliche Ojibwa, in Nordwestontario, zum Teil stark von den Cree beeinflusst; 4) Saulteaux, in Südwestontario und Südost-Manitoba; 5) Plain-Ojibwa, in North Dakota (Turtle Mountain), Montana, Saskatchewan und Südwest-Manitoba. - Die Ojibwa waren ursprünglich Fischer, Jäger und Sammler nördlich des Oberen und des Huronsees, die sich unter dem Einfluss des europäischen Pelzhandels auf der Suche nach neuen Jagdterritorien ab Mitte des 17. Jahrhunderts vor allem nach Norden und Westen verbreiteten, nachdem sie 1662 die Irokesen entscheidend besiegt hatten. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts stießen sie nach Süd-Michigan vor und verdrängten die Dakota aus Nordostminnesota; im frühen 19. Jahrhundert erreichten sie ihre maximale Verbreitung. Ihre traditionelle Lebensführung schloss das Sammeln von Wildreis und Ahornsaft, die Verwendung von Wigwams, Booten und Behältern aus Birkenrinde, den Gebrauch von Lederkleidung sowie den Glauben an Naturgeister (Manitus) ein. Wahrscheinlich nacheuropäischen Ursprungs ist die geheime Medizingesellschaft (Midewiwin) und die durch die Fallenstellerei geförderte atomistische Gesellschaftsorganisation. Landverlust und Urbanisierung prägten das Schicksal der Ojibwa im 20. Jahrhundert Sie spielten eine prominente Rolle im politischen Panindianismus der 1960er- bis 1980er-Jahre, kämpften u. a. für die Erhaltung traditioneller Fischereirechte; sie haben zahlreiche bedeutende Maler (z. B. D. Bradley, N. Morrisseau, G. Morrisson) und Schriftsteller (z. B. G. Vizenor, L. Erdrich) hervorgebracht.Die Sprache der Ojibwa, das Ojibwa, ist polysynthetisch (polysynthetische Sprachen) und fusionierend (flektierende Sprachen). Eine grammatische Besonderheit ist u. a. die inverse Flexion. Das Ojibwa besitzt auch eine Art Genus, wobei aber nicht zwischen Maskulinum, Femininum und Neutrum, sondern zwischen »belebt« und »unbelebt« unterschieden wird.An O. lexicon, hg. v. G. L. Piggott u. a. (Ottawa 1983);R. A. Rhodes: Eastern O.-Chippewa-Ottawa dictionary Berlin 1985);B. Johnston: Und Manitu erschuf die Welt. Mythen u. Visionen der O. (a. d. Engl., 51994);
Universal-Lexikon. 2012.